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M. Gahr (1), R. W. Freudenmann (1), M. A. Kölle (1), C. Schönfeldt-Lecuona (1)
(1) Klinik für Psychiatrie and Psychotherapie III, Universitätsklinikum Ulm
Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung, Pharmakovigilanz, braindoping, smart pills
Gegenstand und Ziel: In den letzten Jahren lässt sich eine zunehmende Auseinandersetzung mit dem Phänomen des Pharmakologischem Neuroenhancements (PNE) beobachten, definiert als die freiwillige Einnahme von psychotropen Substanzen zur Steigerung der kognitiven Leistungsfähigkeit durch gesunde Personen. Methylphenidat (MPH) wird im Kontext des PNE am häufigsten eingesetzt. Da die Praktik des PNE eine Form von Missbrauch darstellt, ist PNE auch Thema der Pharmakovigilanz. In dieser Studie wurde untersucht, ob die zunehmende Verbreitung von PNE bzw. MPH-Missbrauch mit einer Zunahme der Zahl spontaner Meldungen über MPH-Missbrauch korrespondiert. Material und Methoden: Im Oktober 2012 erfolgte eine Abfrage der Datenbank unerwünschter Arzneimittelwirkungen des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) im Hinblick auf MPH-Missbrauch. Ergebnisse: Es wurden 23 Fälle von MPH-Missbrauch identifiziert (mittleres Alter 29 Jahre; Männer 78%). Der erste Bericht stammte aus dem Jahr 1999; es zeigte sich ein deutlicher Anstieg der Meldefrequenz zwischen den Jahren 2004 und 2010. Die Häufigkeit der oralen Applikation (~70%) war ein indirekter Hinweis auf einen möglichen Zusammenhang mit der Praktik des PNE. Schlussfolgerungen: Die beobachtete Zunahme der Meldefrequenz kann entweder als Ausdruck erhöhter Aufmerksamkeit der Meldenden gegenüber MPH-Missbrauch/PNE oder eines tatsächlichen Anstiegs des MPH-Missbrauchs eingeordnet werden. Die kontra-intuitiv niedrige Gesamtzahl an Meldungen könnte in Verbindung mit einem im Hinblick auf MPH grundsätzlich unzureichenden Meldeverhalten stehen. Klinische Relevanz: Angehörige der Heilberufe sollten (Verdachts-)Fälle von MPH-Missbrauch, insbesondere im Kontext des PNE, an die zuständigen Einrichtungen der Pharmakovigilanz melden.
1. | ||
M. Spannagl1 , Ch. Joch 2 , B. Heindl 1
Hämostaseologie 2006 26 5: 36-40 |
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2. | ||
B. Alm
Nervenheilkunde 2006 25 6: 459-464 |
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3. | ||
S. Walitza1 , T. Renner1 , M. Romanos1 , L. Mecklinger 2 , O. Tucha2 , M. Gerlach1 , K. W. Lange2
Nervenheilkunde 2006 25 6: 421-429 |
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